
Presse
11.November 2011 - Gränzbote - Viele Schüler essen gern in Schulmensa
Grundschulen schneiden in unserem Test über die Qualität der Speisen ordentlich ab
Von Stefanie Rebhan
TUTTLINGEN - Im Zeitalter des Fast Foods ist es besonders wichtig, sich um ausgewogene Ernährung zu bemühen. Gerade für das Wachstum der Kinder ist gesundes Essen unabdingbar. Darum müssen sich die Eltern und teilweise auch die Schulen kümmern. Wir haben im Rahmen der Aktion „Tuttlingen is(s)t gesund“ die hiesigen Grundschulmensen getestet.
Wilhelmschule
Etwa 65 Mittagessen teilt Mensa-Herrin Ingrid Doms und ihr Team am Tag für die Grundschüler aus. Schon beim Eintritt in den herbstlich dekorierten Mensaraum mit den bunten Stühlen dringt einem der Suppengeruch in die Nase. Die erste von drei Essens- Schichten sitzt schon pustend und schlürfend vor der Buchstabensuppe. „Diese Suppe mag ich am liebsten“, sagt Mehmet aus der ersten Klasse. Die Suppe ist warm, wie es sich für eine Suppe gehört. Und sie schmeckt gut. „Dem Caterer-Service, von dem wir das Essen bekommen, schicken wir täglich eine Rückmeldung zu Qualität und Menge des Essens“, sagt Oliver Schröder, stellvertretender Schulleiter der Wilhelmschule. Der zweite Gang rollt an. Es ist Kaiserschmarrn mit Apfelmus und einem Zimt-Zucker-Gemisch zum Drüberstreuen. Der Kaiserschmarrn an sich schmeckt leicht teigig und eher nichtssagend. Zusammen mit dem hervorragenden Apfelmus und dem Zimt-Zucker wird er trotzdem zu einer Süßspeise, die gut ankommt. Fast jeder schöpft sich zwei Mal. Dazu gibt’s Leitungswasser. Der Essens- Wochenplan belegt, dass auf Abwechslung geachtet wird. Mal gibt es Geflügel, mal Gyros, mal Nudeln, Gemüse oder Salat als Beilage. Die Eltern bekommen einmal in der Woche einen Bogen, auf dem sie ankreuzen können, an welchen Tagen ihr Kind in der Schule essen soll. Mehmet hat nichts dagegen: „Ich esse gern hier, nur manchmal, da muss ich halt zu Hause essen.“
Schrotenschule
Die Schüler stehen bereits Schlange vor der Essensausgabe im Mensaraum. Tortellini mit Soße und Salat stehen auf dem Plan. Auch hier wird das Essen angeliefert. Viele verzichten auf den Salat, der auf den ersten Blick gar nicht angemacht scheint. Wer ein bisschen gräbt, findet aber die Soße dazu. Dafür holen sich einige Schüler Tortellini- Nachschlag, was bei der Essensbestellung miteingerechnet wird. Die Soße zu den Tortellini schmeckt sehr gut, weil sie würzig und cremig ist. Mineralwasser steht in großen Kannen auf den Tischen verteilt. „Mir schmeckt‘s. Aber ich esse eh so ziemlich alles“, sagt Marlene aus der zweiten Klasse nach ihrem zweiten Teller. Zum Nachtisch gibt es Schokopudding, der – nicht ganz umweltfreundlich – in einem Plastikbecher verpackt ist. Das Geschirr wird später von den Schülern abgeräumt. Die 20 bis 30 Kinder können sich mit zuvor gekauften Essensmarken kurzfristig bis 10 Uhr zum Essen am jeweiligen Tag anmelden.
Schule Nendingen
Die Schüler haben die Auswahl zwischen drei Mittagessen, eins davon ist vegetarisch. Nachschub kann haben wer möchte, auch von einem anderen Gericht. Unter etwa 50 Schülern schiebt sich Nadine aus der dritten Klasse ihren Spinat-Nudelauflauf in den Mund. „Hab ich noch nie gegessen, find ich ganz gut“, sagt sie. Das Kötbular mit Erbsen- und Karottengemüse sowie Kartoffelbrei ist auch in Ordnung. Das Gemüse schmeckt zwar fad, das lässt sich mit dem restlichen Essen aber ausgleichen. Die Salatsoße scheint künstlich. Salat haben sich die wenigsten Kinder geben lassen und auch der zehnjährige Maciej ist kein Fan vom immer gleichen Dressing. „Die Spinatnudeln von meiner Tante sind besser“, sagt er außerdem, isst aber auf und holt sich dann Spaghetti Bolognese. Leitungswasser inklusive. Schulbegleiterin Helga Hauser-Odenweller erzählt, dass das Essen früher besser gewesen sei. „Das Essen sieht klasse aus, aber auf Dauer schmeckt es nicht gut“, sagt sie. Erst wer seinen Platz sauber verlassen hat, kann gehen. Auf keinen Fall aber rennen, denn bei so vielen Kindern müssen bestimmte Regeln eingehalten werden, sonst sieht der Raum bald wie ein Schlachtfeld aus. Zunächst aber darf noch jeder den Nachtisch essen, mit dem auch alle zufrieden sind: es gibt Vanille- und Schokopudding.
Grundschule Karlschule
Lauter kleine Tische und Stühle warten wie in einem Café verteilt auf die rund 20 Schüler. „Der Platz wird langsam eng“, sagt Hauswirtschafterin Simone Meurer. Einige Lehrer hätten sich schon zum Essen anmelden wollen, passten aber nicht mehr in den Raum. „Es hat sich herum gesprochen, dass das Essen gut ist und jetzt boomt es bei uns“, sagt Meurer weiter. Tatsächlich gibt es am Paprika-Putenschnitzel mit Reis und Salat nichts zu meckern. Viele Schüler wollen sogar eine zweite Ladung Salat. „Mir schmeckt das Essen hier besser als das zu Hause“, sagt Kaan aus der dritten Klasse. Judith findet den Reis sogar ohne Soße gut. Wenn alle ihr Geschirr versorgt haben, geht es an den Nachtisch. Es ist Obsttag und daher machen sich die Schüler über Apfelschnitze mit Zimt und Bananen her. Manche, so sagt Meurer, bekommen das Essen gesponsert, weil sie sonst nirgends eins bekämen. Zum Trinken gibt es auch hier Leitungswasser. Kaan jedenfalls erklärt das Paprika-Putenschnitzel zu seinem derzeitigen Lieblingsgericht.